#22 Die Seebären von Montague Island in Narooma

Die Temperaturen in Australien erinnerten eher an Herbst als an Hochsommer. Doch das sollte uns nicht von weiterem Schabernack abhalten!

 

Narooma und der Surf Beach Holiday Park

Narooma ist eine kleine Stadt im Südosten von New South Wales. In der Sprache der Aborigines bedeutet der Name „klares blaues Wasser“. Und tatsächlich besticht dieser kleine Küstenort mit seinem glasklaren Meer und einer reichen Unterwasserwelt.

Als wir in Narooma ankamen, sicherten wir uns gleich einen Übernachtungsplatz auf dem Surf Beach Holiday Park. Der Ort scheint auch bei den australischen Campern überaus beliebt zu sein, jedenfalls war der Campingplatz schon gut gefüllt. Wahrscheinlich auch wegen der tollen Lage. Der Park befand sich auf einer grasbedeckten Anhöhe, von der aus der tolle Strand erreichbar war. Bei gutem Wetter wird dieser wohl vor allem von Surfern genutzt. Als wir uns den Strand anschauten, war das Wetter immernoch bescheiden. Wieder nichts mit baden. Dafür konnte man hier einen sehr schönen Strandspaziergang einlegen.

Mill Bay Boardwalk

Ein besonderes Erlebnis in Narooma bietet der ca. 1km lange Mill Bay Boardwalk. Wir erwarteten nicht viel und parkten zunächst am Apex Park Parkplatz. Von da aus liefen wir los und wurden gleich ein wenig überrascht. Vom Boardwalk aus konnte man das Leben Unterwasser buchstäblich aus der Aquariumperspektive beobachten. Das Wasser war unglaublich klar. Gleich zu Beginn sahen wir zwei riesige Stachelrochen. Neben Unmengen an großen und kleinen Fischen konnte man sogar Kraken entdecken.

Bar Rock Lookout und Australia Rock

Noch mehr Getier sollte man vom Bar Rock Lookout beobachten können. Eine nette Kombination aus starkem Regen und Wind verhinderte leider einen guten Ausblick vom Bar Rock Lookout. Da man im Campervan glücklicherweise den kompletten Kleiderschrank immer dabei hat, warfen wir uns regenfesten Fummel drüber und spazierten trotz des ungemütlichen Wetters weiter zum Australia Rock, dessen Loch dem Umriss des Australien Kontinents glich. Toll. Vor allem die anderen Touristen feierten diesen Stein (Selfie-Time). Wenn man da im Weg stand…

Wir wollten aber eigentlich etwas ganz anderes sehen – nämlich die neuseeländischen Seebären, die auf den Felsen in dieser Gegend rumlungern sollen. Also liefen wir die schmale Landzunge weiter vor. Und tatsächlich, da lagen sie bzw. hüpften und schwammen umher – die erste Seebären-Sichtung auf unsere Reise! Als Krönung schwamm in diesem Moment auch noch eine kleine Gruppe Delfine aus der Mill Bay hinaus. Das wir in dieser doch recht überschaulichen Bucht und in kurzen Zeit so viele verschiedene große und kleine Meerestiere sehen durften, hätten wir nicht erwartet. Dabei sollte das eigentliche Highlight erst noch kommen – Schnorcheln mit den Seebären!

Schnorcheln mit Seebären vor Montague Island

In Narooma hat man die Möglichkeit eine Bootstour zu den Seebären auf Montague Island, einem Naturschutzgebiet, zu unternehmen und mit ihnen zu schnorcheln. Diese Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen auch wenn erst einmal kein Wetterumschwung in Sicht war. Aufgrund der super Bewertungen wählten wir den Veranstalter Montague Island Discovery Tours aus und buchten für $89 das „Morning Snorkelling with Seals“, da am Morgen wohl die besten Bedingungen für dieses Erlebnis herrschen sollten. Früh aufstehen war also angesagt. Bei 15°C Außentemperatur hielt sich allerdings die Vorfreude auf das kühle Nass in Grenzen.

Als wir um 07.00Uhr am Ablegeort ankamen, waren schon einige Leute dort, die an der Tour teilnehmen wollten – Kleinkinder und Nicht-Schwimmer inklusive. Klasse. Wir bekamen unsere Schnorchelausrüstung zugeteilt, unter anderem die 7mm Neoprenanzüge, die uns vor der Kälte schützen sollten. Geführt wurde das Bootsunternehmen ganz offensichtlich von einer Familie.

Neben Schnorcheln bot der Veranstalter auch Tauchgänge an, die allerdings mit einem anderen Boot durchgeführt werden. An diesem Tag wollte leidglich ein australisches Pärchen tauchen. Zu unserer Überraschung wurden auch wir diesem Boot als Einzige zugeteilt… Weil wir im Anmeldebogen angekreuzt hatten „50m ohne Probleme schwimmen zu können“ – aha. Aber wir sollten dadurch die einmalige Möglichkeit bekommen, statt 3,5h satte 5h schnorcheln zu können! Oder noch länger! An sich ’ne tolle Sache. Wie lang man es wohl tatsächlich bei den Temperaturen aushält…?

Wir fuhren also los. An Board noch ein paar Kinder der Familie. Die meisten davon tauchten mit oder fuhren das Boot. Alle waren sehr nett und professionell. Unser erster Stopp bei Montague Island lag in einer Bucht mit vielen Baby Seebären. Sweet!

Eine Tochter der Familie wurde uns als Schnorchelguide zugeteilt und schon hüpften wir ins Wasser. Auch vor Montague Island war das Wasser kristallklar, die Sicht war unglaublich gut und tief. Es war das erste Mal, dass wir in so einem Terrain schnorcheln waren. Anders als beim Schnorcheln im Riff, offenbarte sich uns hier eine ganz andere Unterwasserwelt. Angefangen bei den unterschiedlichen Fischarten, den riesigen Seeigeln, Seesternen, Stachelrochen und dem gigantischen Seetang. Es dauerte auch nicht lange, da gesellten sich auch schon die ersten Seebären zu uns ins Wasser. Vor allem die jungen Männchen zeigten sich besonders neugierig und begutachteten uns in ihrer Überkopfstellung unter Wasser ganz genau. Vom Wasser aus konnte man außerdem wunderbar die Seebären-Kolonie beobachten. Besonders niedlich waren die kleinen Seebären, die schwimmen übten. Dramatisch mit anzuschauen waren jedoch die Kleinen, die immer wieder von den hohen Felsen abrutschten, und durch die starke Brandung zu ertrinken drohten. Wir fieberten mit und hofften, dass sie es schaffen würden, wieder auf den sicheren Felsen zu kommen. Die kleinen Seebär-Welpen müssen das Schwimmen erst noch erlernen. Leider ertrinken aus diesem Grund viele der Neugeborenen.

Zu unserem Erschrecken befanden sich neben den ganzen netten auch ein paar sehr unangenehme Lebewesen im Wasser – Bluebottles, die bei uns als portugiesischen Galeeren bekannt sind. Es war äußerst schwer ihnen und vor allem ihren langen Tentakeln im Wasser auszuweichen und je näher man ans Ufer kam, desto mehr wurden es. Wir schwammen also lieber erst einmal zum Boot zurück. Es wurde schließlich auch langsam ganz schön kalt, trotz Neoprenanzug.

Die nächste Tauch- und Schnorchelstelle sollte direkt vor einer großen Seebärenkolonie liegen. Nach ein paar Tests stellte sich allerdings heraus, dass die Strömung hier viel zu stark war. Wir legten also in einer anderen kleinen Bucht an. Der nasse Neoprenanzug hielt schon nicht mehr so sehr warm. Sonne war auch nicht in Sicht. Auch an dieser Stelle hatten wir ein paar tolle Begegnungen mit den Seebären. Leider wurde es aber nach einer halben Stunde im Wasser doch immer kühler. Und auf einmal tauchten auch hier immer mehr Bluebottles vor uns auf. Und schon geschah es. Das erste Opfer war unsere Schnorchel-Führerin. Einmal die Tentakeln um den Knöchel gewickelt. Tat bestimmt weh.

bluebottle

Um dieses Feeling auch mal zu erleben, fasste Philipp wenig später ebenfalls in die Tentakel, die sich dann noch um die Finger wickelten. Brennt tatsächlich ganz schön. Ziemlich sehr sogar! Und die Tentakel hafteten auch hartnäckig an der Haut, was es nicht besser machte… Am Boot angekommen klebten ebenfalls ein paar der Tentakel am Fußknöchel. Nachdem man alle Reste davon durch wildes Herumwedeln im Wasser irgendwie abgespült hatte, mussten die betroffenen Stellen in warmes Wasser getaucht bzw. damit übergossen werden. Anschließend gab es noch ein Spray drauf, welches angeblich den Schmerz lindern sollte. Naja. Zu dem Zeitpunkt war der Schmerz noch ein extremes, oberflächliches Brennen, wie bei einer ordentlichen Verbrennung. Eigentlich ganz interessant, wie so ein hübsches buntes kleines Ding sowas auslösen kann. Doch das war erst der Anfang. Auf der Rückfahrt breitete sich der Schmerz über die ganze Hand und den Arm aus. Zum oberflächlichen Brennen gesellte sich der tiefe Schmerz, als hätte einem jemand die Hand mit einem Hammer zerklopft (wer kennt es nicht?!). Well done, nature! Das war dann doch grenzwertig. Angeblich sollte das Ganze nach ca. 45 min wieder abklingen aber nun ja… Man hatte den ganzen Tag noch was davon! Sollte man also nicht unbedingt nachmachen.

Da saßen wir also auf dem Boot, die eine zitternd vor Kälte, der andere zitternd vor Schmerz – und die Taucher? Die ließen sich Zeit. Waren ja schön eingepackt mit ihren Tauchermützchen. Schließlich war es im Wasser auch viel wärmer als außerhalb. Statt einer geplanten halben Stunde, dauerte deren Tauchgang einfach mal eine Stunde länger. Einer der größten Nachteil als Schnorchler auf einem Taucherboot – man darf immer auf die anderen warten.

Etwas enttäuscht waren wir davon, dass es während der Bootsfahrt kaum Informationen zu den Seebären und den anderen Tieren gab. Vielleicht wäre auf dem richtigen Ausflugsboot informativer gewesen. Dennoch können wir das Schnorcheln bei Montague Island und mit den Seebären nur empfehlen. Es ist wirklich ein einmaliges Erlebnis so nah mit den Tieren zu schwimmen und die Unterwasserwelt war zudem auch sehr interessant.

Als wir wieder in unserem Camper waren, war erst einmal aufwärmen und Schmerz abklingen angesagt, bevor wir weiter fahren konnten. Wir landeten dann irgendwie auf einem Campingplatz in Boydtown. Es war bestimmt der größte Campingplatz den wir auf unserer Australienreise gesehen haben. Einfach eine rießige, staubtrockene Wiese für die viel Geld verlangt wurde. Hier war wimmelte es an Familienurlaubern inklusiver schreiender und Fahrrad fahrender Kinder – ein toller Platz zum Erholen!

Am nächsten Tag fuhren wir daher gleich frühs los und fanden die Ruhe in den Gippslands wieder.

Schreibe einen Kommentar