#30 Adelaide – vom Strand in die City

Nachdem wir sechs Wochen lang fast unentwegt „on the Road“ waren, wollten wir unsere Reise auf dem australischen Festland etwas entspannter ausklingen lassen. Adelaide und seine Strände eigneten sich hierfür hervorragend.

Inhalt

Adelaides schöne Vororte und Strände

Christies Beach

Da wir noch eine Woche Zeit hatten, bis wir unseren geliebten Campervan abgeben mussten und der Australia Day nahte – wieder so ein verlängertes Wochenende, an dem alle Australier mit ihren riesigen Wohnwägen die Campingplätze stürmen – entschlossen wir uns, mal etwas länger an einem Ort zu verweilen. Wir stoppten daher im ca. 25km südlich von Adelaide gelegenem Christies Beach, was, wie in Australien üblich, nicht nur der Name des Strandes, sondern auch der Name der Stadt ist. 

Als wir hier im Christies Beach Tourist Park einchecken wollten, wären 6 Wochen unfallfrei fast passé gewesen. Einer leichten Benommenheit des Fahrers aufgrund der Hitze sei es geschuldet, dass er beim Aussteigen vergaß, die Handbremse anzuziehen. Wir bemerkten das allerdings nicht und betraten ahnungslos die Rezeption. Bevor wir uns auch nur nach einem freien Stellplatz erkunden konnten, kam die nette Mitarbeiterin schon aufgeregt auf uns zu gerannt und zeigte auf den Monitor der Überwachungskamera – unser Camper rollte langsam rückwärts die Einfahrt hinunter. Nach einer längeren Realisierungssekunde rannte Philipp auch schon unserem Gefährt hinter her und konnte es stoppen. Was für ein Glück, das kein Auto hinter uns stand.

Auf den Schreck mussten wir uns erst einmal im kühlen Meer erfrischen. Dafür war der Campingplatz ideal gelegen – direkt oberhalb des sauberen und glasklaren Christies Beach, der auch bei Surfern sehr beliebt ist.

Sexy at Christies Beach Adelaide

In Christies Beach gibt es das ein oder andere gute Restaurant. Leider hatten die meisten von denen an besagtem Tag verständlicherweise „hitzefrei“. Wir fanden trotzdem eine nette Location im NINE 50 und staubten hier aufgrund einer Fehlbestellung zusätzlich zu unserem wirklich leckeren Essen einen Gratis-Salat ab.

Entlang des Strandes von Christies Beach kann man gemütlich auf der Esplanade schlendern. In gut 20min zu Fuß erreicht man über die Esplanade den nebenliegenden Küstenvorort Port Noarlunga. Dabei kommt man an vielen schönen Aussichtspunkten vorbei, von denen man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und den Strand von Christies Beach hat.

Port Noarlunga

Während unseres Aufenthaltes in Christie Beach besuchten wir Port Noarlunga mehrmals. Hier ist bezüglich Bars und Restaurants noch etwas mehr los. Sehr zu empfehlen für ein Frühstück mit sehr gutem Kaffee ist das Agathas. Eine leckeres Bier-Verkostungspanel haben wir in Ampika’s Kitchen bekommen. Sehr gute Tacos sowie Tequila gibt es (nicht ganz unerwartet) im Tequila N Tacos.

Vor allem am Australia Day steppte in Port Noarlunga der Bär. Die Abstammung eines großen Teils der Australier von den (Achtung, Stereotyp) wild-feiernden und trinkenden Engländern ließ sich hier nicht mehr leugnen. Leider eine zu teure Angelegenheit für uns arme Touristen.

Das eigentliche Highlight von Port Noarlunga ist allerdings sein Jetty, von dem man abends wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten kann. Besonders beliebt ist er auch bei Anglern – und bei Schnorchlern. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

Port Noarlunga Jetty

So schnell das extrem heiße Wetter kam, so schnell verging es leider auch wieder. Da wir aber unbedingt das angepriesene 1,6km lange Riff am Ende des 300m langen Jettys sehen wollten, hieß es Zähne zusammenbeißen. Bei 19°C Außentemperatur mit Tendenz zum Regnen schwammen wir vom Strand aus, im doch recht kühlen Wasser, ohne Flossen bis zum Riff. Dabei war äußerste Vorsicht geboten, um nicht als Beifang an einem der zahlreichen Angelhaken hängen zu bleiben.

Die Unterwasserwelt war für uns sehr interessant, da wir bisher eher die tropischen Riffe und Fische gewohnt waren. Auch die Sicht unter Wasser war phänomenal. Einzig das Zurückkommen bereitete uns Schwierigkeiten. Die Strömung war Richtung Strand auf einmal sehr viel stärker und das kühle Wasser und der lange Weg bis zum Riff hatten uns etwas Kraft gekostet. Vielleicht hätten wir uns lieber kurz auf den Felsen der Riffbank ausruhen sollen. Den Weg abseits des Jettys zu wählen, um den Angelhaken zu entgehen, war auf jeden Fall eine sehr schlechte Wahl und führte kurzzeitig zu einer leichten Todesangst. Mit gekonntem Rettungsschwimmerwissen von früher wurde die Situation allerdings beruhigt. Wir schafften es gemeinsam unter den Jetty und konnten auf halber Strecke die Treppen hinauf auf den Steg erreichen. Das wir nach diesem Schnorchelausflug geschafft waren, stand außer Frage. Empfehlen würden wir einen Trip zu dem Riff aber auf jeden Fall. Man sollte allerdings nicht auf die Flossen verzichten. Oder man ist nicht ganz so naiv wie wir und läuft auf dem Jetty vor bis zur letzten Treppe, die ins Meer geht. Dann spart man sich die lange Schwimmerei und damit auch Kraft. Das Gute am Beinahe-Ertrinken ist allerdings, dass man sich abends besten Gewissens den ein oder anderen Drink gönnen kann!

Brighton, Kingston Park & Seacliff

Nachdem wir einige Tage an den südlichen Stränden Adelaides verbracht hatten, näherten wir uns der Stadt Richtung Norden etwas an. Die Brighton Caravan Park in Kingston Park war ein sehr schöner Campingplatz, der an den Seacliff Beach angrenzte. Zum Glück flauten die Urlaubszeit und der damit verbundene Besucheransturm langsam ab. Das merkten wir auch an den Preisen.

Unsere Zeit hier verbrachten wir vornehmlich am Strand. Dort kann man sich auch Stand-up Paddleboards, Wind-Surfboards und andere Wassersportgeräte ausleihen. Während unseres Aufenthalts war das Wasser aufgrund der Ebbe am Seacliff Beach recht flach. Zum Abkühlen und Planschen war es aber prima.  

Die Abende ließen wir gerne im Seacliff Beach Hotel ausklingen, das an der Seacliff Esplanade gelegen ist. Bei einem günstigen Pint zur Happy Hour lässt es sich auf dem Balkon in der oberen Etage mit Blick aufs Meer sehr gut aushalten. Besonders zu empfehlen hier sind die Zweibelringe und der Salt & Pepper Squid. Danach den Sonnenuntergang direkt am Strand beobachten – perfekt!

Glenelg

Von Brighton aus gelangt man mit dem Auto sehr schnell zu der beliebten Touristendestination Glenelg, die einiges zu bieten hat. Neben einem schönen Sandstrand und langem Jetty, befinden sich unzählige Pubs, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und das Beachouse, ein Spiele- und Erlebnispark für kleine und große Kinder, entlang der Promenade und der Jetty Road. Entspannt am Strand chillen kann man sicherlich auch im hippen The Moseley Beach Club. Wir waren vormittags da und weil wir vernünftige Menschen sind (lol), verzichteten wir so früh am Tag auf einen Drink hier. Wir genossen den Vormittag einfach im Wasser und machten einige Fotos vom Ferris Wheel, einem äußerst fotogenen Riesenrad an der Promenade.

Unser Abschied vom Camperman Campervan

Der Tag vor dem Abschied war gekommen. Wir hatten unseren Campervan nach 7641 Kilometern wirklich ins Herz geschlossen. Also erwiesen wir ihm die letzte Ehre und putzen in ordentlich von außen und innen. Was sich in 7 Wochen so alles in einem Auto ansammeln kann, war sehr beeindruckend. Während unserer Putzaktion lernten wir noch einen netten Deutschen mittleren Alters kennen, der den ganzen Weg von Sydney hier her mit dem Fahrrad gefahren war – Respekt. Auch er erzählte von den Problemen, während der Ferienzeit einen Campingplatz für die Nacht zu finden und den Wucherpreisen.

Als die letzte Nacht in unserem Camper anbrach, standen wir vor einem Problem. Unser drehbarer Esstisch, der gleichzeitig die Bodenplatte für unser Bett darstellte, ließ sich nicht mehr von seiner Aufstellstange lösen. Nach stundenlangen Versuchen, irgendwie die Platte abzuschrauben, gaben wir spät abends auf. Also versuchten wir, es uns jeweils auf einer der beiden schmalen Seitenbänke bequem zu machen. Was für eine tolle letzte Nacht! Am nächsten Morgen standen wir immer noch vor dem Problem mit dem Tisch. Der nette Radfahrer hatte doch bestimmt ein Multitool, mit etwas Brauchbarem daran? Und tatsächlich. Die Camper-Ordnung war wiederhergestellt und so konnten wir unseren Campi reibungslos in der Camperman Stelle in Adelaide abgeben.

Die City von Adelaide

Unterkunft und erste Highlights

Unserer Flexibilität beraubt mussten wir für unseren weiteren Aufenthalt in Adelaide nun tatsächlich ein Taxi bestellen, dass uns zu unserer Unterkunft am Wellington Square brachte – dem „The Wellington Hotel“. Neben der schönen Lage ist diese Unterkunft besonders praktisch, da sie Hotel und Pub vereint. Speisen und Biere sind hier sehr gut, wenn auch nicht gerade günstig. Immerhin konnten wir uns an einem Freitagabend während unserer peinlichen Niederlage beim Pubquiz ein Gratis-Pint sichern – als Trostpreis für den letzten Platz. Frühstück gibt es hier auch, günstiger und mit riesiger Auswahl kann man das allerdings in der nicht weit entfernten Bakery on O’Connell bekommen.

Da wir nach unserer Camperübergabe bereits mittags in der Unterkunft ankamen, aber erst 15Uhr Check-in möglich war, ließen wir unsere Taschen dort und spazierten in die Stadt. Die Entfernung vom Hotel in das Stadtzentrum beträgt etwa 2,5km. Wenn man zügig läuft, ist man bereits nach 30min dort. Dabei passiert man die ein oder andere Sehenswürdigkeit, darunter das berühmte Stadion Adelaide Oval. Über die King William Rd und durch den Elder Park gelangt man zum Adelaide Festival Center, das sehr schön am Fluss gelegen ist. Im Zentrum angekommen, schlenderten wir durch die bekannte Rundle Mall – eine von vielen Malls im Zentrum Adelaides. Auch viele Bars und Restaurants gibt es hier, vor allem entlang der Curie Street und der Grenfell Street.

Adelaide
Adelaide Mall

Adelaide Central Market

Eine große und außergewöhnliche kulinarische Auswahl findet man aber wohl am besten im Adelaide Central Market. Neben allerlei Produkten aus den verschiedensten Ländern und vielen kleinen Essenständen, kann man hier auch einen außergewöhnlichen Gin Tonic und andere gute Drinks probieren. Wenn man allerdings vorhat, in einem bestimmten Lokal zu essen, sollte man abends rechtzeitig einen Tisch belegen. Wir waren etwas zu spät dran und letztendlich etwas überfordert mit der Essensauswahl (auch preislich), sodass es dann doch nur eine günstige Pizza vom Schnellimbiss in irgendeiner Nebenstraße wurde. Um sich die Zeit in Adelaide zu vertreiben, sollte ein Besuch im Central Market nicht fehlen.

Botanischer Garten

Ein Ort, der uns in Adelaide sehr begeistert hat, war der Botanische Garten. Im nord-westlichen Zentrum Adelaides gelegen, findet man hier verschiedene Themengärten, darunter den Australian Native Garden, Cactus and Succulent Garden, National Rose Trial Garden, Dahlia Garden, Mediterranean Garden und International Rose Garden, um nur einige zu nennen. Besonders interessant war der Economic Garden, in dem die zugehörigen Pflanzen zu Fasern, Gewürzen, Kräutern und Ölen, die in vielen alltäglichen Produkten Anwendung finden, präsentiert werden.

Eine weitere Besonderheit des Botanischen Gartens ist seine Vielzahl an außergewöhnlicher Architektur. Das Bicentennial Conservatory ist das größte einfeldrige Glashaus der südlichen Hemisphäre, unter dem sich gefährdete Pflanzen des Regenwalds befinden. Im Palm House befinden sich hingegen Pflanzen des antiken Madagaskars, im Amazon Waterlily Pavilion exotische Blumen. Äußerlich zwar nicht ganz so außergewöhnlich, hat uns vor allem das Santos Museum of Economic Botany gefesselt. Unzählige Vitrinen stellen hier Pflanzen, Gewürze, Kräuter, Pilze und Früchte aus der ganzen Welt aus, teilweise mit ihrer Bedeutung in der antiken Medizin, aber auch deren Verwendung durch ursprüngliche Völker, wie den Aborigines. Hier bestätigte sich wieder, wie hochentwickelt die Völker Australiens bereits waren, als in Europa noch Eiszeit und Keulen angesagt gewesen sind.

Daneben gibt es auch ganz besonderes Interior zu entdecken, dessen Bedeutung sich einem nicht unbedingt erschließt, aber auf jeden Fall unterhält.  

Etwas, was uns vor dem Besuch des botanischen Gartens jedoch sehr schockte, waren die Bäume vor dem Eingang im Bereich des Adelaide Zoos. Zunächst freuten wir uns – überall hingen Flughunde. Als wir allerdings näher herangingen, kamen uns besonders die Flughunde, die in den unteren Ästen der Bäume hingen, merkwürdig vor. Ein fauliger Geruch lag in der Luft. Tatsächlich hingen da unzählige tote Flughunde. Einige von ihnen lagen sogar auf dem Weg. Alles Opfer der langanhaltenden Dürre-Periode in Südaustralien. Das war nicht nur sehr verstörend, sondern auch unglaublich traurig…

Nach diesem Schock ging unsere Reise auf dem australischen Festland dennoch mit einem netten Abend zu Ende. Am nächsten Tag warteten schon neue Abenteuer und ein Wicked Camper in Tasmanien auf uns!

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